Eine Serie bewaffneter Angriffe hat am Dienstag, den 10. Juni 2025, mehrere Städte und Gemeinden in den kolumbianischen Departamentos Valle del Cauca und Cauca in Alarmbereitschaft versetzt. Laut der Nationalpolizei wurden 16 Anschläge verzeichnet, bei denen vier Menschen getötet wurden. Die Angriffe, die hauptsächlich Polizeieinrichtungen zum Ziel hatten, werden den Farc-Dissidenten zugeschrieben – einer bewaffneten Gruppe, die aus ehemaligen Mitgliedern der 2016 aufgelösten Guerillaorganisation Farc besteht und das Friedensabkommen ablehnt.
Die Anschläge begannen in den frühen Morgenstunden und zogen sich bis in den Vormittag hin. Betroffen waren Städte wie Cali, Buenaventura, Palmira, Caloto, Villa Rica, Corinto, Buenos Aires, El Bordo, Timbiquí sowie eine Mautstation. Generaldirektor Carlos Fernando Triana berichtete von einer koordinierten Offensive, bei der Autobomben, improvisierte Sprengsätze und Schusswaffen zum Einsatz kamen. In Caloto starb ein Polizist durch Schüsse, in Villa Rica wurde ein weiterer Beamter durch eine Sprengfalle getötet. In Cali forderten zwei Explosionen in der Nähe von Polizeieinrichtungen das Leben von zwei Zivilisten. Weitere Explosionen in ländlichen Gebieten verursachten keine weiteren Opfer.
Die Behörden reagierten umgehend mit drastischen Maßnahmen: Hauptverkehrsstraßen, darunter Strecken zwischen Cali, Jamundí, Popayán und Teile der Panamericana, wurden gesperrt. Öffentliche Einrichtungen in Cali, Palmira und Villa Rica blieben geschlossen, und die Bevölkerung wurde aufgefordert, unnötige Wege zu vermeiden. In Buenaventura konnte ein Sprengsatz in der Nähe einer Polizeieinheit kontrolliert entschärft werden, wodurch weitere Schäden verhindert wurden.
Hintergrund der Gewalt
Das Verteidigungsministerium sieht einen Zusammenhang zwischen den Anschlägen und laufenden militärischen Operationen gegen bewaffnete Gruppen im Südwesten Kolumbiens. Der Militärgeheimdienst vermutet, dass die Angriffe als "Gedenkaktion" der Farc-Dissidenz unter der Führung von Iván Mordisco organisiert wurden, um den Tod des Anführers Mayimbú zu markieren, der am 13. Juni 2022 vom Militär getötet wurde. Die Region Cauca ist seit Monaten Schauplatz wiederholter Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und bewaffneten Gruppen.
Vorgeschichte und eskalierende Sicherheitslage
Cali, das bereits in den vergangenen Monaten mehrfach Ziel von Angriffen war, hatte vorab verstärkte Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Dennoch kam es in den Tagen vor der jüngsten Anschlagsserie zu weiteren Vorfällen: Am 6. Juni verletzte eine Granate vor dem Gefängnis Villahermosa sechs Personen, und wenige Tage zuvor wurden in Los Lagos drei Polizisten und vier Zivilisten durch einen Sprengsatz verletzt. Am 7. Juni beschlagnahmte die Polizei zudem 144 Sprengkörper, die auf dem Weg nach Cali waren.
Reaktionen und politische Entwicklungen
Der Bürgermeister von Cali, Alejandro Eder, nannte die Lage „sehr ernst“ und forderte zusätzliche Unterstützung von der Landesregierung. Trotz der angespannten Sicherheitslage plant Präsident Gustavo Petro, am 11. Juni an einer Großdemonstration in Cali teilzunehmen. Innenminister Armando Benedetti betonte: „Die Reise nach Cali wird stattfinden.“ Er rief die Bevölkerung dazu auf, ein Zeichen für Frieden, Demokratie und Menschenrechte zu setzen.
Ein Land im Spannungsfeld
Die jüngsten Ereignisse verdeutlichen die anhaltenden Herausforderungen Kolumbiens im Kampf gegen bewaffnete Gruppen und die Umsetzung des Friedensabkommens von 2016. Während die Regierung weiterhin auf Dialog und Demonstrationen für Frieden setzt, bleibt die Sicherheitslage in Regionen wie Valle del Cauca und Cauca fragil. Die Bevölkerung ist gefordert, in einer Zeit der Unsicherheit Zusammenhalt zu zeigen, während die Behörden alles daransetzen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und weitere Angriffe zu verhindern.
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