Freitag, 30. Mai 2025

Argentinien folgt Trump: Austritt aus der WHO und radikale Gesundheitsreform angekündigt

Anlässlich des Besuchs von US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy in Argentinien hat die Regierung von Präsident Javier Milei ihre Entscheidung bekräftigt, aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auszutreten. Damit folgt Argentinien dem Beispiel der USA unter Präsident Donald Trump, der bereits am ersten Tag seiner Amtszeit im Januar 2025 den WHO-Austritt verkündet hatte. Gleichzeitig kündigte Gesundheitsminister Mario Lugones weitreichende Reformen im argentinischen Gesundheitssystem an, die auf Deregulierung, Prävention und wissenschaftliche Fundierung setzen.

 
Ein historisches Treffen in Buenos Aires
 
Am Montagabend traf Robert F. Kennedy mit seinem argentinischen Amtskollegen Mario Lugones zusammen. Das Gespräch, das Lugones in den sozialen Medien als „sehr bereichernd“ bezeichnete, markierte einen Wendepunkt in der argentinischen Gesundheitspolitik. Beide Seiten tauschten sich über Reformen aus und definierten mögliche Bereiche für eine bilaterale Zusammenarbeit. Ein zentrales Thema war die Schaffung von Institutionen als Alternative zur WHO, die laut Argentinien und den USA zunehmend politisch motiviert handelt.

Die US-Botschaft in Buenos Aires unterstrich die Bedeutung des Treffens und betonte, dass es „einen weiteren Schritt zur Festigung einer soliden und dauerhaften Beziehung“ zwischen den beiden Ländern darstelle. Kennedy zeigte sich besonders interessiert an Argentiniens Plänen zur Deregulierung der Sozialversicherungen, der Förderung privater Krankenversicherungen, der Einführung von Biosimilars (kostengünstige Arzneimitteläquivalente ohne Patentschutz) und elektronischen Rezepten sowie der Entbürokratisierung des Gesundheitssystems.

Ein neues Gesundheitsmodell: Von Heilung zu Prävention
 
In einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung des argentinischen Gesundheitsministeriums wurde die geplante Reform des Gesundheitssystems detailliert beschrieben. 
 
Das aktuelle System, das primär auf die Behandlung von Krankheiten ausgerichtet ist, soll durch ein präventives Modell ersetzt werden. Dieses basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und stellt die Bedürfnisse der Bürger in den Mittelpunkt. „Wir wollen Strukturen und Prozesse, die jahrelang ineffizient, mit Überschneidungen und veralteten Vorschriften funktioniert haben, ordnen, modernisieren und transparenter gestalten“, heißt es in der Erklärung.

Die Reform zielt darauf ab, bürokratische Hürden abzubauen und die Effizienz des Gesundheitssystems zu steigern. Ein besonderer Fokus liegt auf der Einführung elektronischer Rezepte landesweit sowie der Förderung von Biosimilars, um die Kosten für Medikamente zu senken.
Kritik an der WHO: Politische Interessen statt wissenschaftlicher Fundierung

Die Erklärung des Ministeriums übt scharfe Kritik an der WHO. Die Organisation werde von politischen Interessen und bürokratischen Strukturen geleitet, die sich weigern, ihre Fehler zu korrigieren. „Die Rezepte der WHO funktionieren nicht, weil sie nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen“, heißt es. Besonders problematisch sei der Versuch der WHO, ihre Zuständigkeiten auszuweiten und die Souveränität der Mitgliedsstaaten im Gesundheitsbereich einzuschränken.

Argentinien schließt sich damit der Position der USA an, die ebenfalls massive Kritik an der WHO üben. Das Weiße Haus begründete den Austritt der USA – der am 22. Jänner 2026 wirksam wird – mit der unzureichenden Handhabung der Covid-19-Pandemie, ausbleibenden Reformen und der mangelnden Unabhängigkeit der WHO von politischen Einflüssen, insbesondere durch China. Zudem kritisierten die USA die „ungerechtfertigt hohen Zahlungen“, die sie im Verhältnis zu anderen Mitgliedsstaaten leisten. Laut Statista trägt die USA etwa 15 % der Gesamtfinanzierung der WHO, darunter 75 % des HIV- und Hepatitis-Programms, 61 % der Tuberkulose-Programme und 29 % der Mittel zur Stärkung von Gesundheitssystemen in ärmeren Ländern.

Ein globaler Präzedenzfall?
 
Der Austritt Argentiniens aus der WHO könnte weitreichende Folgen für die globale Gesundheitspolitik haben. Die Entscheidung signalisiert eine Abkehr von multilateralen Institutionen zugunsten nationaler Souveränität und bilateraler Kooperationen. Die Zusammenarbeit mit den USA, insbesondere bei der Schaffung alternativer Institutionen, könnte ein Modell für andere Länder werden, die mit der WHO unzufrieden sind.

Für Argentinien steht die Reform des Gesundheitssystems an erster Stelle. Die Regierung Milei setzt auf Deregulierung, Prävention und Transparenz, um ein System zu schaffen, das effizienter und bürgerfreundlicher ist. 
 
Ob dieser Ansatz erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch: Mit dem Austritt aus der WHO und der angekündigten Reform setzt Argentinien ein starkes Zeichen für eine neue Ära in der Gesundheitspolitik.

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