Freitag, 13. Juni 2025

Venezuelas Regierung wehrt sich gegen EU-Klassifizierung als „Hochrisikoland“

Die Regierung von Präsident Nicolás Maduro hat die Entscheidung der Europäischen Union (EU), Venezuela in die Liste der „Hochrisikoländer“ aufzunehmen, scharf verurteilt. Die EU-Kommission hatte am vergangenen Dienstag ihre aktualisierte Liste veröffentlicht, die Länder mit „strategischen Mängeln“ in ihren Systemen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung nennt. Neben Venezuela wurden auch Algerien, Angola, Elfenbeinküste, Kenia, Laos, Libanon, Monaco, Namibia und Nepal neu gelistet.

Scharfe Kritik aus Caracas

In einer offiziellen Stellungnahme aus Caracas bezeichnete die venezolanische Regierung die EU-Entscheidung als Angriff auf die Souveränität des Landes. „Das wahre Risiko ist die Unfähigkeit der Europäischen Union, ihre eigenen Interessen, ihre Wirtschaft und ihre Würde zu schützen“, heißt es im Kommuniqué. Die EU-Bürokratie werde als „anachronistisch, veraltet und von ihrer Bevölkerung entfremdet“ kritisiert, die Venezuela bevormunden wolle, obwohl sie selbst „nicht in der Lage ist, ihr eigenes Gebiet kohärent zu regieren“.

Die Regierung Maduro ging noch weiter und prangerte die Existenz von Banken in der EU an, die in ihren Hauptstädten Geldwäsche betreiben würden, sowie „Beamte, die wegschauen, und Steuerparadiese, die innerhalb der EU-Grenzen oder unter ihrem Schutz ungestraft operieren“. Die „marode europäische Elite“ sei nicht an tatsächlichen Risiken interessiert, sondern daran, Länder des globalen Südens zu disziplinieren, die sich „nicht mehr beugen, keine Bevormundung akzeptieren und nicht bereit sind, in die Listen der Gehorsamen aufgenommen zu werden“.

Die „Graue Liste“ und ihre Bedeutung

Die EU-Liste orientiert sich an der sogenannten „Grauen Liste“ der Financial Action Task Force (FATF), einer Organisation unter dem Dach der OECD, der 39 Staaten angehören. 

Laut der Unternehmensberatung Validatis steht die „Graue Liste“ für ein „erhöhtes Risiko für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung“. Gelistete Länder werden von der FATF genau beobachtet, um ihre Fortschritte bei der Bekämpfung von Finanzstraftaten zu dokumentieren. Die Aufnahme in diese Liste kann weitreichende Folgen haben, darunter wirtschaftliche Sanktionen und ein beschädigter internationaler Ruf. In extremen Fällen können Maßnahmen ergriffen werden, falls das internationale Finanzsystem gefährdet ist.

Ein Konflikt mit geopolitischem Hintergrund

Die Kritik aus Venezuela unterstreicht die Spannungen zwischen der EU und Ländern des globalen Südens, die zunehmend gegen westliche Standards und Regulierungen opponieren. Maduros Regierung sieht die Listung als Teil eines größeren Musters westlicher Dominanz und Bevormundung. Für die EU hingegen ist die Klassifizierung ein Schritt zur Sicherung des globalen Finanzsystems. 

Dieser Konflikt zeigt, wie tief die geopolitischen Gräben zwischen den Akteuren sind – und wie unterschiedlich die Perspektiven auf internationale Regulierung und Souveränität.

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